Hier findest du Texte aus meinem Newsletter #MatristischeModerne

Das wohlbekannte Unbekannte

Mein Leben verändert sich gerade an vielen Stellen und ich weiß noch nicht so ganz, wohin das führt. Da ist ein Teil in mir, der darüber sehr unruhig wird, der wissen will, wohin die Reise geht. Etwas anderes in mir atmet auf, weil Halleluja! Endlich wieder Veränderung, Abwechslung, Überraschung und Unbekanntes.

Über das Gartenprojekt, von dem ich in einem früheren Newsletter berichtet hatte, haben sich viele neue Räume geöffnet, die nochmal meinen Umgang mit Ressourcen checken: Der Umgang mit Energie und Aufmerksamkeit, der Umgang mit Zeit und Geld, der Umgang mit Menschen, mit Gemeinschaft und Alleine sein oder der Umgang mit Haustier und Wildkatze.

Auch meine Rolle als Mutter verändert sich stark, nun da meine Tochter am Tisch in der Küche sitzt und überlegt, ob sie Jura studieren will oder doch lieber Tattoo Artists sein möchte. Oder beides? Wer mich gut kennt, weiß wie schwer ich mich getan habe mit einem klassischen Mutterbild, obwohl ich sehr mütterlich sein kann. Mutter sein nimmt eine lange Zeitspanne des Lebens ziemlich in Beschlag. Wenn es dann soweit ist, ist es fast schon erstaunlich und doch sehr schön, dass Stück für Stück, auch wieder viel Raum für anderes frei wird.

Meine Arbeit als Körpertherapeutin unterliegt seit Monaten einem Prozess der Wandlung. Ich habe endlich einen stimmigen Weg gefunden, mein natürliches in Resonanz treten zu nutzen, um unmittelbare Klarheit über das zu haben, worüber mein Gegenüber sein Leben lang stolpert. Anstatt mich von meinem Mitgefühl mit wegspülen zu lassen, kann ich nun ein sehr hilfreicher Spiegel sein. Trauma ist kein Drama. Schmerz ist nicht das Ende der Welt. Angstenergie und Glückseligkeit sind einfach zwei Geschmacksrichtungen von Lebenskraft. Menschen sind menschlich und auf uns alle wartet der Tod.

Nach wie vor schwirrt mein Buchprojekt im Raum, das Projekt, in das ich in den letzten Jahre alle freie Zeit und Energie gesteckt habe. Das Buch ist mehr ein Wesen als ein Buch. Ein Wesen, das ich mag und das bei dem, was es in der Welt sein möchte, dem eigenen Willen folgt.

Foto: Katrin Pauline Müller

Ich habe bereits einige Anfragen von Wünschen und Ideen, die spüren, dass sich die Energieverteilung in mir weiter wandelt. Wem möchte ich meine Zeit auf dieser Erde, meine Liebe noch widmen? Will ich nochmal das Land wechseln? Will ich doch endlich Musik produzieren? Will ich mich doch nochmal auf eine Partnerschaft einlassen? Will ich noch klarer meinen spirituellen Weg gehen? Vielleicht stellen sich solche Fragen mit Mitte Vierzig auch einfach ein, neben der beständigen Einladung, doch wirklich endlich mit dem regelmäßigen Rauchen aufzuhören, dafür regelmäßiger Yoga zu machen und gesund zu essen. Doch so ganz heilig ist auch langweilig, also werde ich weiter Wege finden, die alle Teile in mir unter einen Hut bringen.

Die Vorstellung von sich selbst loslassen

Kürzlich habe ich einer Freundin folgende Erinnerung erzählt: Vor vielen Jahren, trat während einer Körpertherapie-Ausbildung eine Lehrerin zu mir und schaute kurz auf die Mind Map, bei der ich beschreiben sollte, welche Herzenswünsche ich für mein Leben habe, wenn ich direkt von meinem Körper spreche. »Isn‘t it shocking?« hat sie sehr freundlich gefragt und ich habe sie nur stumm angeschaut. Auf meiner Lebenskarte tummelten sich lauter spannende und kreative Sachen, während ich in meinem Alltag versuchte, die normale Mutter eines Zauberkindes zu sein, versuchte, eine normale Beziehung mit dem besonderen Vater dieses Kindes zu führen und nebenbei einen halbwegs normalen Beruf zu erlernen. Zwischendurch bin ich immer wieder um den Block gerannt ist, um hoffentlich niemanden in meiner Nähe zu erwürgen. Denn, so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte dieser Art von Alltag einfach nichts abgewinnen.

Meine Grundbasis hat sich seitdem stark verändert und ich weiß inzwischen, dass meine Sehnsucht nach Normalität vielmehr eine Sehnsucht nach einem Zuhause war, als die nach Normativität. Ich fühle mich zuhause, wenn es einfach und frei ist, unabhängig davon ob die Form als »normal« gilt. Doch um zu fliegen, braucht es starke Wurzeln, ansonsten ist ein Horror-Trip nicht weit. Die Spuren von Traumata sind erkennbar, lange nachdem das Drama vorbei ist.

Ich habe meine Wurzeln nicht in dem Bild im Außen gefunden, von dem ich dachte, dass es Einfachheit, Ruhe und Sicherheit bringt. Ich habe mein Zuhause in mir gefunden, in meinem Körper, mit beiden Füßen auf dem Boden stehend. So dass meine Muskeln sich entspannen, weil sich meine Wirbelsäule aufrichtet. Dann kann ich mich frei bewegen und mit wirbelnden Locken glücklich durchs Leben fliegen.

Was möchtest du noch in dein Leben bringen?

Welche Wünsche warten in dir?

Wie fühlt sich das, was du liebst, in deinem Körper an?

(Veröffentlicht am 17.07.2023 auf Matristische Moderne via Steady)