In der Zeit zwischen den Jahren, habe ich meine Aufmerksamkeit ein bisschen vom Rummel der Welt abgezogen.
Ich habe geschlafen, gut gegessen, am Feuer und in der Sauna gesessen. Ich habe geräuchert, Musik gehört, Büchern über Witchcraft gelesen und auf Netflix The Witcher [1] geschaut. Zauberkraft hat viel mit unserer inneren Kraft zu tun und wie wir damit umgehen.
Innere Kraft ist die Energie und Aufmerksamkeit, mit welcher wir die Welt und unsere Wirklichkeit wahrnehmen und gestalten. Woher kommt diese Energie? Wie steht sie uns zur Verfügung? Auf welche Art können wir sie rufen, kennenlernen und Verantwortung dafür übernehmen?
Wie spürst du dir innewohnende Kräfte? Was machst du damit?
Schließe für einen Moment die Augen. Nimm tiefe Atemzüge und nimm wahr, wie du genau in diesem Augenblick auf dem Stuhl, dem Sofa oder dem Boden sitzt. Wie spürst du deinen Po, das Becken und die Beine? Wie spürst du deine Füße? Tauche für ein paar Minuten tiefer in die Empfindungen deines unteren Körpers ein, während du tief und ruhig atmest. Strecke dich kurz, nachdem du deine Augen wieder geöffnet hast, und schau dich im Raum um, während du weiter Körperempfindungen spürst.
In der Serie The Witcher entspringt Magie dem Chaos. Ein Zustand, den wir Menschen, meist so gründlich wie möglich, versuchen zu vermeiden. In der modern-menschlichen Logik widerspricht Chaos jeglicher Harmonie und ist beängstigend. Dabei ist es genau das Chaos, welches dafür sorgt, dass lebendige Systeme harmonisch stabil bleiben. Unsere Erde ist viel komplexer und chaotischer in ihren Prozessen, als im Vergleich dazu der statische Planet Mars. Dieser zeigt statt Zeichen von Vitalität, hauptsächlich Zeichen von Gleichgewicht.
»In the beginning there was blackness…
…Only the sea. In the beginning there was no sun, no moon, no people. In the beginning there were no animals, no plants. Only the sea. The sea was the mother. The mother was not the people, she was not anything. Nothing at all. She was when she was, darkly. She was memory and potential. She was Aluna. [2]
»Nach der Mythologie von Aluna, der kosmischen Kraft, welcher alles Leben entspringt, erschuf Aluna neun Welten, neun Töchter, von denen jedoch nur die neunte Tochter fruchtbar war. Diese Tochter ist der Planet Erde, Gonavindua genannt. Gonavindua wurde von einem Sohn Alunas befruchtet und alle Lebewesen wurden geboren. Die Aufgabe und Gabe der Menschen sollte es sein, Gonavindua und ihre Kinder zu pflegen und zu schützen.
Der Puls von Mutter Erde vibriert als ein Band von elektromagnetischen Wellen, beziehungsweise Tönen, mit dem tiefsten Leitton bei 7,83 Hertz. Diese Wellen werden als »Schumann Resonanz« [3] bezeichnet, da sie erstmalig 1952 vom Physiker Winfried Otto Schumann beschrieben wurden. Die Schumann Frequenz ist beeinflusst von kosmischer Strahlung und sie stellt die Eigenfrequenz der Erdatmosphäre dar. Sie wirkt unmittelbar auf das Gehirn aller Säugetiere, sowie auf alle lebenden Organismen der Erde.« [4]
Als Kinder dieser lebendigen Kräfte, sind wir ebenso chaotisch und damit ebenso harmonisch wie Gonavindua und Aluna. Wir alle haben Erfahrungen voller Schönheit und Wunder gemacht. Ebenso kennen wir alle den schmerzhaften Verlust dieser Erfahrungen. Nichts ist für ewig, alles wandelt sich. Dies anzuerkennen und zu vertrauen, dass sich neue Schönheit im eigenen Rhythmus zeigen wird, bedeutet, dass wir das Leben seine Magie entfalten lassen, anstatt diese Prozesse zu stören.
Ganz praktisch bedeutet dies, dass wir uns als erstes um uns selbst kümmern, uns mit unseren Körperempfindungen verbinden, und Frieden mit dem scheinbar Ungeordneten darin schließen. Wir sind dazu aufgerufen, dem Leben in all seinen Facetten zu begegnen. Als Wesen, durchtränkt von den magischen Kräften des Lebens, können wir lernen, diese Kräfte zu kultivieren und zu bündeln. Magie ist eine Art der Kontrolle, welche die Freiheit des Chaos respektiert, während das Geschenk unserer persönlichen Energie und Aufmerksamkeit, dem Chaos eine mögliche Richtung anbietet.
Erst wenn wir uns selbst wieder spüren und damit ok sind, wer und was wir sind, haben wir eine Kapazität des Mitgefühls für andere Lebewesen. Wir vertrauen anderen Wesen nur dann, wenn wir uns selbst vertrauen, wir lieben andere Wesen nur dann, wenn wir uns selbst lieben. Und wir schützen das Leben nur dann, wenn wir die Schönheit und das Wunder alles Lebendigen am eigenen Leib als real erfahren haben.
Von da aus ist selbstverständlich, dass wir die Wälder Gonavinduas ebenso ehren und pflegen wie ihre Meere und Gewässer. Von da aus hören wir auf, in der Erde zu bohren und wir hören auf, ihre Kinder zu töten. Denn diese lebendigen Wesen sind unsere Geschwister, unsere Familie. Mit solch einem Bewusstsein, leben wir Menschen in Einklang mit dem Leben.In Zeiten wie diesen, in denen Kontrollinstrumente passend für Maschinen, immer deutlicher auf Lebewesen angewandt werden, liegt es in unseren Händen, uns wieder an das alte Wissen kraftvoller Verbundenheit zu erinnern. In Beziehung mit dem Leben, sind wir die Hexer*innen, welche lebensschützende Realitäten imaginieren und Mutter Erde unsere Ehre für ihre heiligen Wunder erweisen. So werden wir wieder zu den Hüter*innen Gonavinduas, und wir erfüllen unsere Aufgabe als Menschen. Womit wir beim zweiten Grundgedanken von The Witcher sind, dem Schicksal.
Mögen alle Wesen glücklich sein ☽☾
[1] Netflix, The Witcher, 2021
[2] Alan Ereira, The Heart Of The World – The Elder Brothers Warning, Jonathan Cape London, 1988
[3] Wikipedia, Schumann-Resonanz
[4] Katrin Pauline Müller, Planetare Care Arbeit, 2021
(Veröffentlicht am 06.01.2022 auf Matristische Moderne via Steady)