Die Welt scheint immer verrückter. Kriege, Angst und Schrecken und Schmerz beherrschen die Schlagzeilen. Müssen wir immer noch deutlicher sehen, hören und spüren, wie sehr die Art und Weise, als Menschheit zu leben, längst aus dem Gleichgewicht geraten ist?
Wer entscheidet darüber, wie die Welt ist, der Raum, in dem die Lebewesen dieser Erde ihre Erfahrungen machen? Wer entscheidet, ob wir in Terror oder in Frieden leben? Die Politik? Die Wirtschaft? Die Superreichen?Sagenumwobenen Gestalten im mysteriösen Hintergrund? Geistwesen? Karma, Dharma? Eine alles durchwirkende Schöpferkraft mit vielen Namen?
Vor allen Dingen entscheidet das, was Energie hat. Und das, was in der Lage ist, Energie so zu nutzen, um damit die Aufmerksamkeit und die Absicht einer Vision, eines Traums, eines Ziel oder eines Wunsches zu bündeln, in die Welt zu rufen und dort zu verankern. Wobei dem Begriff »Energie« verschiedenes zugeschrieben werden kann: Da ist zum einen das unbeschreiblich große Energiefeld, dass der lebendige Körper von Mutter Erde darstellt. Ein großer alter Körper, eingebettet im Körper des Kosmos. Da ist die Energie eines jeden Körpers eines jeden Lebewesens. Als Körperwesen begegnen wir Energie in Form von Atmung, Essen, Trinken, Bewegung oder Entspannung. Jede Emotion, jede Körperempfindung ist Energie, die berührt und bewegt. In der heutigen Welt steht Energie für Geld und auch für Zeit. Besitz, Macht und Einfluss ist gebundene Energie. Energie bedeutet Verantwortung. Energie ist sinnlich. Energie ist frei.
Alles in unserer Welt ist Energie. Eigentlich ganz einfach. Und doch ist diese Einfachheit in dem Sinne verdreht, dass die meisten Menschen in der westlichen Welt heute den Großteil ihrer Zeit damit verbringen, Lebenskraft und Lebenszeit gegen Geld zu tauschen, um damit Wohnen, Heizen, Nahrung und Wasser bezahlen zu können. Und um sich ab und zu einen Urlaub zu gönnen, damit auch mal Zeit zum entspannen ist. Es wird viel Zeit mit Aufgaben verbracht, die langweilig und/ oder stressig sind, Aufgaben die oft erschreckend wenig mit dem zu tun haben, was der einzelne Mensch liebt und gut kann.
Was ist hier passiert?
Wenn ich mich nicht in Spekulationen verliere, sondern mir die Welt anschaue, dann sehe ich eine Vision, einen Traum, ein Ziel, einen Wunsch, der sich im Laufe der Zeit stabil in der Welt verkörpert hat. Ich sehe eine Absicht, die Energie der Erde und ihrer Lebewesen so zu beeinflussen, dass sie in eine ganz bestimmte Richtung fließt: Weg von ihrer eigentlich innerlichen Quelle, hin zu etwas, das scheinbar außerhalb liegt. Energie seiner eigenen Quelle zu entfremden, ist etwas zutiefst perfides und es beeinflusst die Frage, wer entscheidet im Kern. Menschenwesen lernen von klein auf an, ihre eigene Quelle zu vergessen, abzugeben, abzulehnen, zu sabotieren. Menschenwesen lernen früh, die Bewegung ihrer Emotionen als falsch und als zu viel einzuordnen. Körperinstinkte gelten als störend oder als komplett unlogischer Quatsch.
Stattdessen lernen Menschenwesen, dass es gut ist, »gut« zu sein, was auch immer das bedeutet. Nur wer richtig gut ist, der bekommt etwas von dieser kostbaren Energie, die da irgendwo ist, und von der alle instinktiv spüren, dass sie lebensnotwendig ist. Und da diese Energie sehr knapp zu sein scheint, muss jeder besser sein als die Anderen, denn auch die, das spüre allle genauso klar, brauchen diese Energie. Manche Menschen stellen sich auf den Kopf, um auf jeden Fall ein Stück vom Kuchen abzubekommen, andere Menschen verzichten ganz auf Kuchen. Dazwischen liegt ein weites Feld. Im Gefecht dieses allgegenwärtigen Laufs um Energie innezuhalten und zu spüren, wo Kraft tatsächlich zu finden ist, das ist unsere Herausforderung als Menschheit.
Fotografie: Luna Bürger, www.lunabuerger.com
Die Erfahrung keine, wenig oder zu wenig Energie zu haben, ist eine Erfahrung von Mangel, Unsicherheit, Angst und Misstrauen. Eine Erfahrung von Gefahr und von Leiden. Im Energiemangel geht es unterm Strich ums Überleben, auch dann wenn der Kühlschrank oder das Konto voll ist. Und eine Erfahrung des Überlebens ist nichts, was ein Lebewesen auf Dauer tolerieren kann. Hält sie zu lange an, nagt sie an unseren Ressourcen, an unserem Selbstvertrauen, unserer Resilienz und an unserem Willen. In Wahrheit lieben und brauchen Körper sehr viel mehr Energie, als das Minimum, das zum Überleben des physischen Körpers benötigt wird. Das, was die meisten Augen als »Körper« wahrnehmen, ist nur die Spitze eines sehr viel größeren Körpers. Wenn der physische Körper satt vibriert, sich tief entspannt und anfängt zu leuchten, erst dann ist der emotionale Körper dieses Lebewesens wach, zufrieden, glücklich und entspannt. Dann sind Stille und Klarheit möglich und ein tiefes Wissen um den eigenen Platz in der Welt. An diesem Ort verschwimmt Außen und Innen, ein neues Spiel beginnt.
Nur blöd, dass der Zustand von wenig Energie inzwischen so zur Norm geworden ist, dass es auf den ersten Blick eher komisch, verunsichernd und beängstigend, vielleicht gar krank und gefährlich erscheint, wenn ein Körper wirklich lebendig vibriert. Die Welt von heute bestraft Menschen, die aus dem Raster der aktuellen Niedrig-Energiepolitik fallen, in der Regel mit Missachtung, Abwertung, Neid oder Ruhigstellung. Oder noch einfacher, die eigenen Mechanismen schreiten regulierend ein, bevor die eigene Energie zu ungewöhnlich wird. Schuldgefühle funktionieren gut, auch ein Glas Wein und zwei, drei Zigaretten. Die Energiefrage geht tief und stellt die allermeisten Menschen vor ein echtes Dilemma: Die scheinbar unausweichliche Wahl zwischen der Zugehörigkeit zu einem zwar lebendigen und freien, doch gefährlichen Starkstroms ODER die Zugehörigkeit zu anderen Menschen.
Ich persönlich mag es praktisch
Wie können wir unsere Zugehörigkeit zur wirbelnden Kraftquelle der Erde und des Kosmos im eigenen Körper erfahren? Und wie können wir, ausgehend von der Quelle unseres Körpers, vertrauensvolle und tiefe Beziehungen zu anderen Menschen pflegen, die ja alle in derselben Kraft schwimmen? Wie wäre es, wenn es gar kein Dilemma gibt? Wenn ich mich selbst, meinen Körper, als kraftvoll spüre, dann erfahre ich mich auch zugehörig zu anderen Körpern. Zu Mutter Erde, zu allen Brüdern und Schwestern, die mir in Form eines Menschen, einer Birke oder einer Katze begegnen. Schließlich ist der Stoff aus dem wir gemacht sind, stets derselbe. Und doch gibt es karierte Stoffe, welche mit Pailletten, mit Federn, ganz weiche oder elegante, schlichte, leuchtende oder wärmende.
Ganz praktisch geht es stets um die Zustimmung, Energie zu haben. Was »gibt« dir Energie, was »nimmt« dir Energie? Und kannst du dich mit Absicht auf das ausrichten, was dich Energie erfahren lässt? Du berührst Energie, wenn du ein paar tiefe Atemzüge nimmst oder du auf deine Körperempfindungen achtest. Anspannung ist Energie, die sich lange nicht mehr bewegt hat. Schmerz kann auf noch längere Bewegungslosigkeit hindeuten, auf einen Bereich, der nach Bewegung ruft. Kribbeln, Zucken, Kälte oder Wärme sind Anzeichen, dass Energie sich bewegt. Genauso wie die spürbare Bewegung von Wut, Angst, Weinen und Lachen ein Ausdruck von Energie ist. Entspannung ist die Einwilligung, dass Energie sich im Körper so bewegen darf, so wie sie sich bewegen möchte. Sozusagen ein Vertrauensvorschuss in die Kraft, die wir sind, die uns durchfließt und uns umgibt. Dieses Risiko wieder einzugehen können wir lernen.
Mit der Rückverbindung an die Quelle des eigenen Körpers und damit an den Körper der Erde, endet der Trip ums Überleben. Energie ist da im Überfluss und sie ist frei in ihrem Wesen. In ihrer Freiheit spüren wir unsere ureigene energetische Signatur und wir erinnern uns, wofür wir uns auf der Erde verkörpert haben. Uns in den eigenen Stoff zu kleiden, den eigenen Platz im Gewebe des Lebens einzunehmen, das ist es, was die Erfahrung von Zugehörigkeit ist. Die Zugehörigkeit zu allem, was ist.
(Veröffentlicht am 18.11.2023 auf Matristische Moderne via Steady)